Meist lässt sich das Akustikusneurinom operativ restlos
entfernen (Komplettresektion).
Manchmal werden jedoch bewusst kleine Reste belassen (Resttumor),
um andere umgebende Strukturen, insbesondere Hirnstamm, Kleinhirn und
Fazialisnerv, zu schonen. Resttumore können wieder wachsen (Rezidiv),
so dass eine regelmässige MRT-Kontrolle erforderlich ist. Daran wird deutlich,
wie wichtig frühzeitige Diagnose und Therapie des Tumors sind!
Bezüglich der Tumorgrösse,
die für oder gegen eine Operation spräche, gibt es keinerlei Einschränkungen.
Akustikusneurinome aller Grössen können operiert werden.
Die Operation ist zwingend bei Tumoren ab 3 cm mittleren Durchmesser.
Wegen der noch unsicheren Prognose bestrahlter Akustikusneurinome ist die Operation in jedem Fall jüngeren Patienten zu empfehlen, unabhängig von der Grösse des Tumors. Auch ein noch intaktes Gehör ist ein Grund für eine baldige Operation, weil ein defektes Gehör durch eine Operation nicht wiederhergestellt werden kann.
Bei älteren Patienten mit kleineren Tumoren und einer schweren Schwindelsymptomatik stellt die Operation ebenfalls eine effektive Therapie-Option dar, weil sich Tinnitus sowie Schwindel- und Gleichgewichtssymptome, die vor der Operation bestanden, sich durch die Entfernung des Tumors meist verbessern oder rückbilden. Es kommt zwar durch die Durchtrennung des Gleichgewichtsnerv bei der Operation praktisch immer zu postoperativem Schwindel, der aber nur vorübergehend ist.
Die Operation ist durch alternative Bestrahlungstherapien zu ersetzen, wenn ernsthafte internistische Probleme und/oder ein hohes Lebensalter des Patienten eine OP zu risikovoll machen würden
Immer wieder fragen Akustikusneurinom-Betroffene nach der Wahrscheinlichkeit, mit der die genannten, ungewollten Operationsfolgen auftreten. Dieser Wunsch ist verständlich, kann aber nicht voll befriedigt werden. Selbst wenn die statistischen Aussagen, die viele Kliniken über ihre Akustikusneurinom-Therapien führen, oder die Analysen von medizinischen Institutionen oder Doktoranden alle den Anforderungen an eine solide Statistik entsprechen, bleiben für den Einzelnen viele Fragen offen. Es werden Aussagen über einen mehr oder weniger grossen Zeitraum gemittelt, die Entwicklung geht aber immer weiter. Die Aussagen enthalten Mittelwerte über die verschiedensten Operationssituationen, einfach zu lösende Tumore und «verklebte». Die Aussagen differenzieren meist nicht die völlig verschiedensten Ausgangszustände vor der Operation bezüglich Hörvermögen, Schwindel, Tinnitus. Kurzum, man kann kaum aus einer Statistik ableiten, wie die eigene OP an einer bestimmten Klinik ausgehen wird. Deshalb sollen an dieser Stelle nicht die zahlreich vorhandenen Analysen und Berichte zu diesem Thema zitiert werden, sondern lediglich Prof. Samii, der unbestritten zu den renommiertesten Schädelbasischirurgen zählt, seit 1968 Akustikusneurinome operiert und Mitte 2007 auf ca. 3000 derartige Operationen zurückblicken konnte (aus einem Beitrag für die Zeitschrift der VAN im September 2007):
Prof. Samii ist der Auffassung, dass von einem erfahrenen Akustikusneurinom-Chirurgen erst dann gesprochen werden kann, wenn ein Akustikusneurinom pro Woche operiert wird.
Es soll nun keinesfalls gesagt werden, dass statistische Zahlen wertlos seien, im Gegenteil. Aber man sollt nicht viele in- und ausländische Statistiken besorgen und studieren, sondern sollte sich Zahlen von den Ärzten beschaffen, von denen man sich (eventuell) operieren lassen möchte. Und dann die aus den letzten Jahren. Damit hat man gute erste Vorstellungen vom Niveau der Klinik und der Ärzte. Alles andere müssen persönliche Kontakte und Gespräche bringen.
Die chirurgische Operation ist derzeit die einzige Therapie, die den Hirntumor Akustikusneurinom vollständig und dauerhaft aus dem Körper entfernen kann.
Eine offene Operation, noch dazu am/im Kopf, birgt natürlich immer gewisse Risiken. Ausgeführt von erfahrenen Spezialisten, gestützt auf ein Team mit ebenso grosser Erfahrung und auf modernste Technik, lassen sich diese Risiken aber so weit reduzieren oder gar ausschliessen, dass die Operation des Akustikusneurinom heute immer noch die erste Wahl ist.
Die Fortschritte, die in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in der Medizin und Medizintechnik gemacht wurden, erlauben diese optimistische Einschätzung. Dazu gehören: moderne Verfahren der Diagnose und Operationsplanung (CT und MRT), umfangreiche Voruntersuchungen vor Operationsbeginn, hochspezialisierte Narkosetechnik und –technologie, der Einsatz hochmoderner Operationsmikroskope und in den letzten Jahren zunehmend Endoskope, Ultraschallabsauggeräte, die Überwachung der Nervenfunktion während der Operation, Einsatz von Antibiotika vor und nach der Operation, zeitweiser Aufenthalt in Intensiv- und Wachstationen, und nicht zuletzt die Spezialisierung einiger Fachärzte auf diese Operationen, so dass sich bei diesen in hohem Masse Erfahrung und Geschicklichkeit vereinen. All das hat zu Recht viel Furcht vor einer «Kopfoperation» genommen.
Die Grundsteine für eine erfolgreiche Operation werden bereits in den Voruntersuchungen
gelegt und finden in der Nachsorge ihren Abschluss.
Ein Aspekt verdient besondere Beachtung: Die gründlichen Kenntnisse aus den Voruntersuchungen und die intraoperative Überwachung erlaubt dem Operateur während der Operation sein Vorgehen zu variieren, zu modifizieren , - alles, um Komplikationen zu vermeiden und ein optimales Operationsergebnis zu erzielen. Das ist bei anderen Therapien nicht möglich.