Wie es den Betroffenen nach einer Akustikusneurinom-Operation geht, ist ganz unterschiedlich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Deshalb gibt es keine standardisierte Rehabilitation. Typische Symptome, die nach einer Operation auftreten können, sind Gesichtsnervlähmungen, Hörverlust, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen. Hier können rehabilitative Massnahmen wertvolle Unterstützung bieten.
Für einige Operationen – wie etwa Herzoperationen – gibt es gut erprobte und standardisierte Programme für die Rehabilitation. Nach einer Operation eines Vestibularisschwannoms gibt es kein solch klar definiertes Rehabilitationsprogramm. Der Grund sind die völlig unterschiedlichen Schwerpunkte, die für die Akustikusneurinom-Operierten gesetzt werden müssen, je nachdem, wie die Belastung vor der Operation, der Operationsverlauf und das Operationsergebnis waren und welche Operationsfolgen eventuell aufgetreten sind.
Deshalb braucht es die individuelle Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten darüber, ob und welche rehabilitativen Massnahmen nötig sind. Eine Phase der Erholung nach einer Akustikusneurinom-Operation und Massnahmen zur allgemeinen Kräftigung für sicheres Bewegen und zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens sind auf jeden Fall angezeigt.
Ob eine organisierte Rehabilitationsmassnahme sinnvoll oder notwendig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Es ist entscheidend, wie gross die Beeinträchtigungen der Betroffenen durch das Akustikusneurinom bereits vor der Operation waren. Diese haben massgeblichen Einfluss auf den gesundheitlichen Zustand nach dem Eingriff. Wer vorher bereits stark beeinträchtigt war und sich beispielsweise wegen starkem Schwindel nur noch eingeschränkt bewegen konnte, befindet sich sicherlich in einem geschwächteren postoperativen Allgemeinzustand als eine Person mit vorgängig nur leichten Symptomen.
Die Grösse und Lage des Akustikusneurinoms beeinflusst die Dauer und Komplexität der Operation. Ebenso wichtig sind der Verlauf und der Ausgang der Operation. Konnte der gesamte Tumor entfernt werden? Bleibt ein nicht operabler Resttumor? Wo liegt dieser? Gab es Komplikationen?
Je nach Verlauf und Ausgang der Operation kann es zu temporären Beeinträchtigungen von Nerven und zu Gleichgewichtsproblemen kommen. Typische Symptome, die nach einer Operation auftreten können, sind somit Gesichtsnervlähmungen, Hörverlust/Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen. Mehr zu den postoperativen Symptomen finden Sie im Kapitel zur Operation.
Auch das persönliche Umfeld, das die operierte Person zu Hause erwartet, spielt eine Rolle. Wie sieht die konkrete Wohnsituation aus? Gibt es Personen, die helfen und begleiten können? Wer kann bei der zu leistenden Care- oder Familienarbeit unterstützen?
Alle diese Faktoren ergeben eine gute Übersicht zur individuellen Situation der betroffenen Person. Auf dieser Basis sollte zusammen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten die Phase der Rehabilitation und Nachsorge besprochen werden.
Die Rehabilitation nach einer Akustikusneurinom-Operation kann in Eigenregie, ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen. Im Kern geht es darum, dass sich die Patientinnen und Patienten einerseits von der Belastung durch die Operation selbst erholen können und die allfällig postoperativen Symptome behandelt werden. So wird das Programm jeweils individuell in Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten vorgängig besprochen und kann verschiedenste Themen und Angebote beinhalten: Physio- oder Ergotherapie, Hör- und Gleichgewichtstraining, Logopädie oder auch das Erlernen von Entspannungstechniken.
Mit Eigenregie ist gemeint, dass die betroffene Person zu Hause selbständig ein Programm ausführt. Dieses kann auf den persönlichen Bedürfnissen basieren, dem Rat einer anderen betroffenen Person oder den Vorgaben einer medizinischen Fachperson folgen.
Eine ambulante Rehabilitation beinhaltet ein Behandlungsprogramm in einem Spital in Wohnortnähe mit Übernachtung zu Hause. Die Betroffenen kommen für die einzelnen Therapieblöcke ins Spital und sind ansonsten zu Hause.
Bei der stationären Rehabilitation verbringt die operierte Person einige Wochen in einer spezialisierten Klinik und absolviert ein umfassendes, individuelles Behandlungsprogramm.
Im Falle der teilstationären Rehabilitation absolvieren die Betroffenen das gesamte Programm einer stationären Rehabilitation und sind den ganzen Tag in der Klinik. Sie gehen einzig zum Schlafen nach Hause. Diese Variante hat eine höhere Therapieintensität als die ambulante Rehabilitation.
Unabhängig der Art der Rehabilitation, wird bei allen Patientinnen und Patienten zusammen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten auch die allfällig nötige Abgabe von Medikamenten sowie weitere chirurgische oder therapeutische Massnahmen besprochen.
Nach der direkt an die Operation anschliessenden Phase der betreuten Rehabilitation folgt die längerfristige Phase der Nachsorge. Diese ist ebenfalls abhängig von der individuellen Situation der Betroffenen und entsprechend unterschiedlich. Dazu gehören regelmässige ärztliche Kontrollen in den ersten Wochen und Monaten nach der Operation sowie die Definition mittel- und langfristiger Massnahmen zur Behandlung allfälliger postoperativer Symptome.
Die Möglichkeit einer Rehabilitation nach der Akustikusneurinom-Operation sollte man bereits in der Vorbereitung auf die Operation berücksichtigen. Dazu gehört das Einholen von Informationen bei der zuständigen Krankenkasse zu den Formalitäten rund um das Gesuch zur Kostengutsprache. Das Gesuch um Kostengutsprache bei der Krankenkasse wird dann von der behandelnden Ärztin oder dem Sozialdienst im Spital eingereicht. Ebenso sollte eine Auswahl der in Frage kommenden Rehabilitationskliniken getroffen werden.
Die Rehaklinik für die Zeit nach einer Akustikusneurinom-Operation sollte in ihrem Leistungsprofil die Fachgebiete Orthopädie und Neurologie enthalten. Wertvolle Hinweise auf mögliche passende Rehabilitationsmassnahmen und Kliniken, die diese anbieten, finden sich auch in den Auszügen von Erfahrungsberichten und vor allem in den ausführlichen und zahlreichen Berichten anderer Betroffener im Forum.
Gut zu wissen: Im Spital, in dem die Operation stattfand, steht nach dem Eingriff der Sozialdienst beratend zur Seite. Er unterstützt bei der Organisation der Reha (Zeitpunkt, Ort, Transport etc.) und hilft auch bei Fragen zur Finanzierung weiter.
Nach einer Strahlentherapie ist in aller Regel keine Rehabilitation erforderlich. Das liegt daran, dass die Belastung durch die Radiotherapie für den menschlichen Körper im Vergleich zu einer Operation deutlich geringer ist. So sind viele Patientinnen und Patienten während und nach einer Bestrahlung fast völlig beschwerdefrei, abgesehen von einigen selten auftretenden unspezifischen Beschwerden. Im Falle, dass Symptome wie Schwindel auftreten sollten, sind in Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten ebenfalls rehabilitative Massnahmen, wie zum Beispiel Gleichgewichtstraining, in der Nachsorge zu berücksichtigen.
Carlson ML, Link MJ. Vestibular Schwannomas. N Engl J Med. 2021;384(14):1335-1348.