Reha­bilitation: Die Zeit nach einer Akustikus­neurinom-­Operation

Wie es den Betroffenen nach einer Akustikus­neurinom-Operation geht, ist ganz unterschiedlich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Deshalb gibt es keine standard­isierte Reha­bilitation. Typische Symptome, die nach einer Operation auftreten können, sind Gesichtsnervlähmungen, Hörverlust, Schwindel oder Gleich­gewichts­störungen. Hier können rehabilitative Mass­nahmen wertvolle Unter­stützung bieten.

Für einige Operationen – wie etwa Herzoperationen – gibt es gut erprobte und standardisierte Programme für die Reha­bilitation. Nach einer Operation eines Vestibularis­schwannoms gibt es kein solch klar definiertes Rehabilitationsprogramm. Der Grund sind die völlig unterschiedlichen Schwerpunkte, die für die Akustikus­neurinom-Operierten gesetzt werden müssen, je nachdem, wie die Belastung vor der Operation, der Operations­verlauf und das Operations­ergebnis waren und welche Operations­folgen eventuell aufgetreten sind.

Deshalb braucht es die individuelle Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten darüber, ob und welche rehabilitativen Massnahmen nötig sind. Eine Phase der Erholung nach einer Akustikusneurinom-Operation und Massnahmen zur allgemeinen Kräftigung für sicheres Bewegen und zur Verbesserung des allgemeinen Wohl­befindens sind auf jeden Fall angezeigt.

Wann ist eine Reha­bilitation nach einer Akustikus­neurinom-­Therapie sinnvoll?

Ob eine organisierte Reha­bilitations­massnahme sinnvoll oder notwendig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Art und Schwere der Symptome vor der Operation
  • Grösse/Lage des Tumors und damit verbunden die Komplexität, Dauer und Schwere des Eingriffs
  • Verlauf und Ausgang der Operation
  • Art und Schwere der Symptome sowie der Allgemein­zustand (physisch und psychisch) nach der Operation
  • Persönliches Umfeld der Betroffenen

Es ist entscheidend, wie gross die Beeinträchtigungen der Betroffenen durch das Akustikus­neurinom bereits vor der Operation waren. Diese haben mass­geblichen Einfluss auf den gesundheit­lichen Zustand nach dem Eingriff. Wer vorher bereits stark beeinträchtigt war und sich beispielsweise wegen starkem Schwindel nur noch eingeschränkt bewegen konnte, befindet sich sicherlich in einem geschwächteren post­operativen Allgemein­zustand als eine Person mit vorgängig nur leichten Symptomen.

Die Grösse und Lage des Akustikus­neurinoms beeinflusst die Dauer und Komplexität der Operation. Ebenso wichtig sind der Verlauf und der Ausgang der Operation. Konnte der gesamte Tumor entfernt werden? Bleibt ein nicht operabler Rest­tumor? Wo liegt dieser? Gab es Komplikationen?

Je nach Verlauf und Ausgang der Operation kann es zu temporären Beeinträchtig­ungen von Nerven und zu Gleichgewichts­problemen kommen. Typische Symptome, die nach einer Operation auftreten können, sind somit Gesichtsnerv­lähmungen, Hörverlust/Schwindel oder Gleichgewichts­störungen. Mehr zu den post­operativen Symptomen finden Sie im Kapitel zur Operation.

Auch das persönliche Umfeld, das die operierte Person zu Hause erwartet, spielt eine Rolle. Wie sieht die konkrete Wohn­situation aus? Gibt es Personen, die helfen und begleiten können? Wer kann bei der zu leistenden Care- oder Familien­arbeit unterstützen?

Alle diese Faktoren ergeben eine gute Übersicht zur individuellen Situation der betroffenen Person. Auf dieser Basis sollte zusammen mit den behandelnden Ärzt­innen und Ärzten die Phase der Reha­bilitation und Nachsorge besprochen werden.

Welche Möglichkeiten der Reha­bilitation gibt es?

Die Reha­bilitation nach einer Akustikus­neurinom-­Operation kann in Eigenregie, ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen. Im Kern geht es darum, dass sich die Patient­innen und Patienten einerseits von der Belastung durch die Operation selbst erholen können und die allfällig postoperativen Symptome behandelt werden. So wird das Programm jeweils individuell in Absprache mit den behandelnden Ärzt­innen und Ärzten vorgängig besprochen und kann verschiedenste Themen und Angebote beinhalten: Physio- oder Ergotherapie, Hör- und Gleichgewichts­training, Logopädie oder auch das Erlernen von Entspannungs­techniken.

Arten der Rehabilitation
Arten der Rehabilitation

Eigenregie

Mit Eigen­regie ist gemeint, dass die betroffene Person zu Hause selbständig ein Programm ausführt. Dieses kann auf den persönlichen Bedürf­nissen basieren, dem Rat einer anderen betroffenen Person oder den Vorgaben einer medizinischen Fachperson folgen.

Ambulante Rehabilitation

Eine ambulante Rehabilitation beinhaltet ein Behandlungs­programm in einem Spital in Wohnortnähe mit Übernachtung zu Hause. Die Betroffenen kommen für die einzelnen Therapieblöcke ins Spital und sind ansonsten zu Hause.

Stationäre Rehabilitation

Bei der stationären Rehabilitation verbringt die operierte Person einige Wochen in einer spezialisierten Klinik und absolviert ein umfassendes, individuelles Behandlungs­programm.

Teilstationäre Rehabilitation

Im Falle der teilstationären Rehabilitation absolvieren die Betroffenen das gesamte Programm einer stationären Rehabilitation und sind den ganzen Tag in der Klinik. Sie gehen einzig zum Schlafen nach Hause. Diese Variante hat eine höhere Therapie­intensität als die ambulante Rehabilitation.

Unabhängig der Art der Rehabilitation, wird bei allen Patientinnen und Patienten zusammen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten auch die allfällig nötige Abgabe von Medikamenten sowie weitere chirurgische oder therapeutische Massnahmen besprochen.

Nach der direkt an die Operation anschliessenden Phase der betreuten Rehabilitation folgt die längerfristige Phase der Nachsorge. Diese ist ebenfalls abhängig von der individuellen Situation der Betroffenen und entsprechend unterschiedlich. Dazu gehören regelmässige ärztliche Kontrollen in den ersten Wochen und Monaten nach der Operation sowie die Definition mittel- und langfristiger Massnahmen zur Behandlung allfälliger postoperativer Symptome.

Wie findet man eine gute Reha­klinik?

Die Möglichkeit einer Rehabilitation nach der Akustikus­neurinom-­Operation sollte man bereits in der Vorbereitung auf die Operation berücksichtigen. Dazu gehört das Einholen von Informationen bei der zuständigen Krankenkasse zu den Formalitäten rund um das Gesuch zur Kostengutsprache. Das Gesuch um Kostengutsprache bei der Krankenkasse wird dann von der behandelnden Ärztin oder dem Sozialdienst im Spital eingereicht. Ebenso sollte eine Auswahl der in Frage kommenden Rehabilitations­kliniken getroffen werden.

Die Rehaklinik für die Zeit nach einer Akustikus­neurinom-­Operation sollte in ihrem Leistungs­profil die Fachgebiete Orthopädie und Neurologie enthalten. Wertvolle Hinweise auf mögliche passende Rehabilitations­massnahmen und Kliniken, die diese anbieten, finden sich auch in den Auszügen von Erfahrungsberichten und vor allem in den ausführlichen und zahlreichen Berichten anderer Betroffener im Forum.

Gut zu wissen: Im Spital, in dem die Operation stattfand, steht nach dem Eingriff der Sozialdienst beratend zur Seite. Er unterstützt bei der Organisation der Reha (Zeitpunkt, Ort, Transport etc.) und hilft auch bei Fragen zur Finanzierung weiter.

Rehabilitation nach einer Bestrahlung

Nach einer Strahlentherapie ist in aller Regel keine Rehabilitation erforderlich. Das liegt daran, dass die Belastung durch die Radiotherapie für den menschlichen Körper im Vergleich zu einer Operation deutlich geringer ist. So sind viele Patientinnen und Patienten während und nach einer Bestrahlung fast völlig beschwerdefrei, abgesehen von einigen selten auftretenden unspezifischen Beschwerden. Im Falle, dass Symptome wie Schwindel auftreten sollten, sind in Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten ebenfalls rehabilitative Massnahmen, wie zum Beispiel Gleichgewichts­training, in der Nachsorge zu berücksichtigen.

Quellenverzeichnis

Carlson ML, Link MJ. Vestibular Schwannomas. N Engl J Med. 2021;384(14):1335-1348.

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