Das Cyber-Knife-System ist eine revolutionäre
Weiterentwicklung der Radiochirurgie unter Verwendung eines
Linearbeschleunigers. Die Weiterentwicklungen betreffen zum einen das
Bestrahlungsgerät und zum anderen das Bildortungssystem.
Anders als bei der fraktionierten Strahlentherapie werden hier die im Linearbeschleuniger künstlich erzeugten Photonenstrahlen in einer Einmalstrahlung dosiert. In besonderen Fällen lässt sich die normalerweise einmalig applizierte Dosis in 2 bis 5 kleinere Dosen aufteilen.
Das Bestrahlungsgerät – ein Linearbeschleuniger - ist kompakt, aber zugleich leicht und findet an einem Roboterarm Platz, der sechs Achsen hat und damit in sechs Richtungen frei beweglich ist. Damit kann aus rund 1200 Positionen im Raum bestrahlt werden. Die Positionierungsgenauigkeit des Roboters liegt bei 0,2 mm. Damit sind alle Körperregionen optimal mit Strahlen erreichbar, was auch eine Behandlung von sehr unregelmässig geformten Tumoren in kritischen Lagen ermöglicht.
Ein völlig neues Bildortungssystem ermöglicht es, auf Kopf-Rahmen oder feste Masken, die bei Gamma-Knife bzw. der fraktionierten Strahlentherapie erforderlich sind, zu verzichten. Erforderlich sind lediglich eine individuelle Lagerungsstütze und eine Art Netz, um den Kopf ohne Mühe möglichst ruhig halten zu können. Das Ortungssystem besteht aus zwei Röntgenanlagen und einem Bildverarbeitungsrechner. Die Achsen der zwei Röntgenanlagen stehen senkrecht zueinander und schneiden sich im Zentrum des Bestrahlungsgebietes. Vom Zielgebiet entsteht so ein dreidimensionales, stereotaktische Abbild. Im Bildverarbeitungsrechner wird dieses Bild laufend mit der Computertomografie verglichen, die zuvor als Patientenmodell angefertigt wurde. Markante knöcherne Strukturen werden dazu verglichen. Stimmen ihre Positionen nicht überein, werden Korrekturwerte an den Roboter gemeldet. Der Roboter wird entsprechend nachgeführt, die Arme werden linear verschoben oder/und rotieren, so dass die Lageveränderung des Patienten sofort ausgeglichen und eine optimale Bestrahlungsgeometrie (Anzahl, Intensität und Richtung der Strahlen) gesichert wird. Das Münchner Zentrum gibt in einem Video an, dass in 3 mm Abstand vom Tumor die Strahlendosis bereits um 80% reduziert werden kann. Das zeigt jedoch auch, dass eine messerscharfe Trennlinie zwischen Tumor und Umgebung nicht zu ziehen ist.
Der Behandlungsablauf beinhaltet die für eine Bestrahlung
üblichen Schritte: Vorstellungsgespräch, Erstellen eines virtuelles
Patientenmodells durch bildgebende Verfahren (CT, MRT u.a.), Behandlungsplanung
(dazu muss der Patient nicht anwesend sein), die eigentliche Bestrahlung und
vereinbarte Kontrolluntersuchungen. Der Patient liegt entspannt auf dem
Behandlungstisch. Er kann mit dem Arzt kommunizieren. Alles wird per Video
überwacht.
In regelmässigen Abständen überprüft das digitale Bildführungssystem die momentane Position des Kopfes und vergleicht diese mit den Daten des Patientenmodells. Abweichungen bis zu einem Zentimeter werden automatisch vom Roboter ausgeglichen. Etwa 150 Strahlen werden dann aus verschiedenen Positionen auf das Akustikusneurinom gesandt. Die eigentliche Bestrahlung dauert jeweils nur wenige Sekunden.
Die gesamte Bestrahlung dauert je nach Indikation zwischen
45 Minuten und 90 Minuten. Danach kann der Patient in der Regel ohne Beschwerden und
Beeinträchtigungen seinem geregelten Tagesablauf nachgehen.
Eine erste Kontrolluntersuchung ist nach 4 bis 6 Monaten zu empfehlen. Danach sollten sich jährlich Kontrollen des Tumorverhaltens anschliessen.
Das erste in Deutschland wurde 2005 in München-Grosshadern
eröffnet. Einer der leitenden Ärzte, Prof. Wowra, hatte von 1994 bis 2005 im
Gamma-Knife-Zentrum gearbeitet und dabei auch spezielle Erfahrungen mit dem
Hirntumor Akustikusneurinom gemacht. Beispielgebend für die deutschen
CK-Zentren hier die Webseite des ersten Zentrums in Deutschland:
Europäisches Cyber-Knife
Zentrum München
Ab 2010 wurden in mehreren deutschen Städten weitere Cyber-Knife-Zentren geschaffen, die neben dem Ortsnamen noch solche Attribute wie Deutsches, Norddeutsches oder Mitteldeutsches Cyber-Knife-Zentrum tragen:
Charité – Universitätsmedizin, Berlin
DTZ Onko Zentrum, Berlin
Cyberknife Centrum Mitteldeutschland, Erfurt
Saphir Radiochirurgie Zentrum, Frankfurt am Main
RadioChirurgicum, Göppingen
Saphir Radiochirurgie Zentrum Norddeutschland, Güstrow
Strahlenzentrum Hamburg MVZ, Hamburg
Uniklinik, Köln
Deutsches CyberKnife-Zentrum am KlinikumStadtSoest, Soest
CyberKnife Centrum Süd, Schwarzwald-Baar Klinikum, Villingen-Schwenningen
Die Hirslanden-Gruppe hat seit Anfang 2009 in der Schweiz eine
Cyber-Knife-Anlage in Betrieb und zwar im Institut für Radiotherapie Zürich.
Cyber-Knife am Institut für Radiotherapie Hirslanden Zürich
Seit 2014 gibt es auch am Inselspital Bern im Zentrum für Hochpräzisionsbestrahlung der Klinik für Radio-Onkologie eine Cyber-Knife-Anlage.
Cyber-Knife im Inselspital Bern
Mittlerweile übernehmen einige Krankenkassen in Deutschland die Kosten für eine ambulant durchgeführte Cyber-Knife-Therapie.
Wenn die Cyber-Knife-Behandlung mit einem kurzen stationären Aufenthalt verknüpft werden muss, stehen auch für gesetzlich Versicherte gute Aussichten für eine Kostenerstattung.
Wenn es noch keinen Vertrag zwischen einer Krankenkasse und einem bestimmten Zentrum gibt, helfen die Zentren auch bei der Beantragung der Kostenübernahme im Einzelfall.
Da die Cyber-Knife-Zentren weitere Verhandlungen mit Krankenkassen und Krankenversicherungen betr. Kostenerstattung für ambulant durchgeführte AN-Bestrahlung mit Cyber-Knife führen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich aktuell bei «seiner Kasse» zu erkundigen.
In der Schweiz ist die Kostenübernahme wegen der
ambulanten Durchführung klar geregelt: Strahlentherapie ist in der Schweiz eine
anerkannte Therapie und wird als Pflichtleistung von allen Krankenkassen
vergütet. Die Kosten ambulanter Bestrahlungen (etwa 90% aller Fälle) werden
daher abzüglich Franchise/Selbstbehalt erstattet, auch wenn keine Zusatzversicherung
vorliegt. Ja, die Cyber-Knife-Therapie wird ambulant durchgeführt und deshalb
von der Krankenkasse bezahlt.
Die Behandlung mit dem Cyber-Knife steht Patientinnen und Patienten aller Versicherungsklassen offen. Über die Zulassung zur Therapie entscheiden Spezialisten im interdisziplinären Tumorboard.