Bestrahlung des Akustikus­neurinoms mit Cyber-Knife (Radiochirurgie)

Das Cyber-Knife-System ist eine Weiter­entwicklung der Radiochirurgie unter Verwendung eines Linear­beschleunigers. Einzigartig am Cyber-Knife ist, dass sich die Bestrahlung den Bewegungen der Patientinnen und Patienten in Echtzeit anpasst. Dies wird ermöglicht durch zwei Röntgenanlagen und moderne Programme zur Bildgebungs­verarbeitung und Bestrahlungs­planung. 

Wirkprinzip der Cyber-Knife-Bestrahlung

Anders als bei der fraktionierten Strahlentherapie werden hier die im Linear­beschleuniger künstlich erzeugten Photonen­strahlen in einer Einmal­strahlung dosiert. In besonderen Fällen lässt sich die normalerweise einmalig applizierte Dosis in zwei bis fünf kleinere Dosen aufteilen.

Cyber-Knife Behandlungsraum im Inselspital Bern
Cyber-Knife Behandlungsraum im Inselspital Bern
(Quelle: Webseite der Universitätsklinik für Radio-Onkologie am Inselspital Bern)

Das Bestrahlungsgerät – ein Linear­beschleuniger - ist kompakt, aber zugleich leicht und findet an einem Roboterarm Platz, der sechs Achsen hat und damit in sechs Richtungen frei beweglich ist. Damit kann aus rund 1200 Positionen im Raum bestrahlt werden. Die Positionierungs­genauigkeit des Roboters liegt bei 0,2 mm. Damit sind alle Körperregionen optimal mit Strahlen erreichbar, was auch eine Behandlung von sehr unregelmässig geformten Tumoren in kritischen Lagen ermöglicht.

Planung und Steuerung der Bestrahlung

Ein neues Bildortungs­system ermöglicht es, auf Kopfrahmen oder feste Masken, die beim Gamma-Knife bzw. der fraktionierten Strahlentherapie erforderlich sind, zu verzichten. Erforderlich sind lediglich eine individuelle Lagerungs­stütze und eine Art Netz, um den Kopf ohne Mühe möglichst ruhig halten zu können. Das Ortungs­system besteht aus zwei Röntgenanlagen und einem Bildverarbeitungs­rechner. Die Achsen der zwei Röntgenanlagen stehen senkrecht zueinander und schneiden sich im Zentrum des Bestrahlungs­gebietes. Vom Zielgebiet entsteht so ein drei­dimensionales, stereotaktisches Abbild. Im Bildverarbeitungs­programm wird dieses Abbild laufend mit der Computer­tomografie verglichen, die zuvor als Patientenmodell angefertigt wurde. Markante knöcherne Strukturen werden dazu verglichen. Stimmen ihre Positionen nicht überein, werden Korrektur­werte an den Roboter gemeldet. Der Roboter wird entsprechend nachgeführt, die Arme werden linear verschoben und/oder rotieren, sodass die Lageveränderung der Patientin oder des Patienten sofort ausgeglichen und eine optimale Bestrahlungs­geometrie (Anzahl, Intensität und Richtung der Strahlen) gesichert wird. Das Münchner Zentrum gibt in einem Video an, dass in 3 mm Abstand vom Tumor die Strahlendosis bereits um 80% reduziert werden kann. Das zeigt jedoch auch, dass eine messerscharfe Trennlinie zwischen Tumor und Umgebung nicht zu ziehen ist.

Die Cyber-Knife-Behandlung

Der Behandlungs­ablauf beinhaltet die für eine Bestrahlung üblichen Schritte: Vorstellungs­gespräch, Erstellen eines virtuellen Patienten­modells durch bildgebende Verfahren (CT, MRT u.a.), Behandlungs­planung (dazu muss die Patientin oder der Patient nicht anwesend sein), die eigentliche Bestrahlung und vereinbarte Kontroll­untersuchungen. Die Patientin oder der Patient liegt entspannt auf dem Behandlungs­tisch. Sie oder er kann mit der Ärztin oder dem Arzt kommunizieren. Alles wird per Video überwacht.

In regelmässigen Abständen überprüft das digitale Bildführungs­system die momentane Position des Kopfes und vergleicht diese mit den Daten des Patienten­modells. Abweichungen bis zu einem Zentimeter werden automatisch vom Roboter ausgeglichen. Etwa 150 Strahlen werden dann aus verschiedenen Positionen auf das Akustikus­neurinom gesandt. Die eigentliche Bestrahlung dauert jeweils nur wenige Sekunden.

Bestrahlung mit Cyber-Knife im CKZ München. Linearbeschleuniger in verschiedenen Positionen.
Bestrahlung mit Cyber-Knife im CKZ München. Linearbeschleuniger in verschiedenen Positionen.
(Quelle: Webseite der MU München)

Die gesamte Bestrahlung dauert je nach Indikation zwischen 30 und 90 Minuten. Danach kann die Patientin oder der Patient in der Regel ohne Beschwerden und Beeinträchtigungen seinem geregelten Tagesablauf nachgehen.

Eine erste Kontroll­untersuchung ist nach 4 bis 6 Monaten zu empfehlen. Danach sollten sich jährlich Kontrollen des Tumorverhaltens anschliessen.

Cyber-Knife-Zentren in der Schweiz und in Deutschland

In der Schweiz gibt es laut unserer Recherche in Bern, Zürich und Lausanne die Möglichkeit, sich mit einem Cyber-Knife behandeln zu lassen:




Das erste Cyber-Knife Zentrum in Deutschland wurde 2005 in München-Grosshadern eröffnet. Einer der leitenden Ärzte, Prof. Wowra, hatte von 1994 bis 2005 im Gamma-Knife-Zentrum gearbeitet und dabei auch spezielle Erfahrungen mit dem Hirntumor Akustikusneurinom gemacht. Beispielgebend für die deutschen CK-Zentren hier die Webseite des ersten Zentrums in Deutschland:

Ab 2010 wurden in mehreren deutschen Städten weitere Cyber-Knife-Zentren geschaffen, die neben dem Ortsnamen noch solche Attribute wie Deutsches, Norddeutsches oder Mitteldeutsches Cyber-Knife-Zentrum tragen:











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